Beschreibung der Naturgefahren

Hydrologische Naturgefahren

Hochwasser und Mure

Hochwasser ist die zeitlich beschränkte Überflutung von Land, das normalerweise nicht von Wasser bedeckt ist. Es entsteht, wenn ein Niederschlagsereignis in Dauer und/oder Intensität deutlich über einem normalen Ereignis liegt oder intensive Schneeschmelze eintritt. Beide Vorgänge können einander auch überlagern (Europäische Hochwasserrichtlinie). Hochwasser führen zu Schäden an Gebäude(hülle), in Kellern und Tiefgaragen können aber auch Kraftfahrzeuge und Personen direkt betreffen. Auch im Hochwasser transportierte Objekte (wie Bäume) können zu Schäden führen.

Muren sind Verlagerungsprozesse von Sediment, Wasser und oft auch Wildholz in Wildbacheinzugsgebieten, welche in besiedelten Regionen ein erhebliches Gefahrenpotential darstellen. Zusammen mit meist hohen Geschwindigkeiten und der hohen Dichte zeichnen sich Muren durch ein hohes Zerstörungspotential für Infrastruktureinrichtungen und Gebäude aus (ExtremA, 2019).

Starkniederschlag

Bei Starkniederschlagsereignissen fallen hohe Mengen an Niederschlag innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne. Starkniederschläge lassen sich in flächige und kleinräumige Ereignisse unterteilen. Flächige Starkniederschläge können das ganze Jahr über auftreten und werden durch Tiefdruckgebiete oder Staueffekte an Gebirgen ausgelöst. Auslöser für kleinräumige Starkniederschläge sind Konvektionen, also Niederschlag in Form von Schauern und Gewittern. Letztere kommen hauptsächlich im Sommerhalbjahr vor (ZAMG, 2020).

Gravitative Naturgefahren

Rutschungen und Setzungen

Rutschungen sind bruchhafte und/oder bruchlose, unter der Wirkung der Schwerkraft hangabwärts gerichtete Verlagerungen von Festgestein (= Fels) und/oder Lockergestein (= Tone, Sande, Kiese etc. sowie deren Gemische). In ihrer Entstehung sind sie sehr komplex. Ihre Auslösung beruht selten auf nur einer Ursache. Sie treten auf, wenn das Kräftegleichgewicht im Hang von rückhaltenden und treibenden Kräften infolge physikalischer Prozesse ungünstig verändert wird (Suda & Rudolf-Miklau, Bauen und Naturgefahren, 2012).

Steinschlag und Felssturz

Unter Steinschlag versteht man das Fallen, Springen, Gleiten oder Rollen individueller, voneinander unabhängiger Felsfragmente (Steine und Blöcke) (ExtremA, 2019). Zu den Auslösemechanismen zählen Frost-/Tauwechsel, Niederschlag, Erdbeben, fortschreitende Verwitterung usw. Häufig spielt auch der Wald eine entscheidende Rolle bei der Auslösung von Steinschlag. Durch die Wurzeln und ständige Hebelbewegungen des Baumes kommt es zu einer Auflockerung des Gesteins. Andererseits übt der Wald eine bedeutende Bremswirkung auf Steinschläge aus (Kollision der Steine mit Stämmen). Große Steine oder Felsblöcke können Hauswände und Dächer durchschlagen. Fallen Steine auf Straßen oder Gleise ist dies nicht nur für Reisende gefährlich, es kann auch zu Sperren und damit erheblichen Umwegen führen. (Suda & Rudolf-Miklau, Bauen und Naturgefahren, 2012)

Von einem Felssturz spricht man dann, wenn eine größere, mehr oder weniger kompakte Felsmasse abbricht (ExtremA, 2019).

Lawine

Unter einer Lawine sind Schneemassen zu verstehen, die bei raschem Absturz auf steilen Hängen aufgrund ihrer Bewegungsenergie, der von ihr verursachten Luftdruckwelle oder durch ihre Ablagerung Gefahren bzw. Schäden verursachen können (ExtremA, 2019). Eine Lawine kann Gebäude aus Beton zerstören und zu erheblichen Beeinträchtigungen auf Verkehrswegen (Sperre, meterhohe Ablagerungen etc.) führen (Suda & Rudolf-Miklau, Bauen und Naturgefahren, 2012).

Klimabezogene Naturgefahren

Hitze

Als Hitzetage werden Tage bezeichnet, an denen die Tageshöchsttemperatur mehr als 30 °C erreicht. Diese Tage  haben im österreichweiten Mittel in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Am markantesten ist die Zunahme im Südosten Österreichs. Problematisch für das Wohlbefinden sind auch Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 °C sinkt (ZAMG).

Trockenheit

Trockenheit (Dürre) ist durch Wasserdefizit definiert, welches vorwiegend durch Niederschlagsmangel oder Verdunstungsüberschuss entsteht. Durch Trockenheit kommt es zu wesentlichen Einschränkungen für Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder die Wasserversorgung und bei Überschreiten von kritischen Werten können Extremsituationen eintreten. Trockenheit wird daher selbst als Naturgefahr bezeichnet, gleichzeitig bildet Trockenheit aber auch die Grundlage für weitere Naturgefahren wie etwa Waldbrände, Ernteausfälle oder Schädlingsbefall (ExtremA, 2019).

Wald- und Flächenbrand

Ein Waldbrand ist jedes unkontrollierte Feuer, das zumindest teilweise Wald bzw. Waldboden erfasst, unabhängig vom Brandtyp (Schwelbrand, Boden-/Lauffeuer, Kronenfeuer), der Ursache, dem Vegetationstyp (auch Grasbrand unterhalb eines Hochwaldes, Feuer auf Kahlschlagfläche oder im Windschutzgürtel) oder der Brandfläche (beispielsweise auch Wurzelstockbrand oder Brand eines Einzelbaums durch Blitzschlag). Mischformen und unklare Fälle werden als Wald-/Flurbrand erfasst. https://fireblog.boku.ac.at/ Ein Waldbrand ist als Brand in bewaldetem Gebiet definiert. Wenn keine geeignete Brandbekämpfung erfolgt, entwickeln sich Waldbrände schnell zu Flächenbränden. (Suda & Rudolf-Miklau, Bauen und Naturgefahren, 2012)

Sturm

Man spricht von einem Sturm, wenn die Strömungsgeschwindigkeit der Luft relativ zur Erdoberfläche 75 km/h oder 9 Beaufort überschreitet. Stürme treten bei hohen Druckunterschieden auf relativ kurzer Distanz auf, Bedingungen, die insbesondere bei stark ausgeprägten Tiefdrucksystemen vorliegen (ExtremA, 2019).

Hagel

Als Hagel bezeichnet man Niederschlag in Form von Eiskörnern von mindestens 5 mm Durchmesser, die klar oder milchig, kugelig oder unregelmäßig geformt sein können. Er entsteht in konvektiven Wolken, wenn feste Niederschlagspartikel von Aufwinden in Schwebe gehalten oder wiederholt in die Höhe gerissen werden und dabei durch Anfrieren von unterkühlten Wassertröpfchen an Masse gewinnen (ExtremA, 2019).

Blitz

Blitz ist in der Natur eine Funkenentladung oder ein kurzzeitiger Lichtbogen zwischen Wolken oder zwischen Wolken und der Erde. Blitze treten während eines Gewitters in Folge einer elektrostatischen Aufladung der wolkenbildenden Wassertröpfchen oder Regentropfen auf. Sie können auch – je nach Polarität der elektrostatischen Aufladung – von der Erde ausgehen. Ein Blitz ist ein Potenzialausgleich innerhalb einer Wolke (Wolkenblitz) oder zwischen dem Erdboden und dem unteren Teil der Wolke (Erdblitz). (Suda & Rudolf-Miklau, Bauen und Naturgefahren, 2012)

Schnee- und Eislast

Schneelast ist die vertikale Krafteinwirkung der ruhenden Schneedecke aufgrund des Eigengewichtes. Lang andauernde starke Schneefälle, hohes spezifisches Gewicht des Schnees, windbedingte Schneeverfrachtung (Wächtenbildung) sowie starke Wassersättigung der Schneedecke durch Regen führen zu extremen Auflasten auf Gebäuden (Dächern) (Suda & Rudolf-Miklau, Bauen und Naturgefahren, 2012). Aber auch Hochspannungsleitungen, Solarpanele oder Windenergieanlagen, sowie Bäume können von dieser Naturgefahr betroffen sein. Als Bezugswert hat sich ein 50-jährliches Ereignis etabliert (ExtremA, 2019). 

Eislasten entstehen durch die Anlagerung von Vereisung an diversen Strukturen. Man unterscheidet „Niederschlags-Vereisungen“ von „Nebel-Vereisungen“ (ExtremA, 2019).

Spätfrost

Unter Spätfrost versteht man ein Frostereignis im Frühjahr, wenn viele Pflanzen bereits in voller Blüte stehen. Der Frost kann zum Absterben junger Triebspitzen führen. Gegenmaßnahmen sind unter anderen Frostberegnung, Räuchern, Frostkerzen oder Bewindung.

Schädlingskalamitäten und invasive Arten

Unter Schädlingskalamitäten sind Erkrankungen von Waldbeständen aufgrund von der Massenvermehrung von Schädlingen wie Käfern oder Falterlarven zu verstehen.

Invasive Arten sind gebietsfremde Pflanzen oder Tiere, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben. Sie treten mit einheimischen Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen und verdrängen diese.